Der Potsdamer Ortsteil Grube besteht aus vier Siedlungsgebieten: Grube, Grube – Am Küssel sowie Grube-Bahnhof, Schlänitzsee sowie Nattwerder.

Ein Ort – zwei Kirchgemeinden

Als Besonderheit gehört Nattwerder (mit eigener Kirche) aus historischen Gründen immer noch dem Kirchenkreis Alt-Töplitz an. Alle anderen Ortsteile werden als Gemeinde Grube im Kirchenkreis Potsdam-Nord verwaltet.

Großbauprojekt „Schmidtshof“

Grube gehört seit 1993 (wieder) zu Potsdam. Die Grundlagen für das heutige Erscheinungsbild wurde aber noch während der Selbstständigkeit des Ortes gelegt. Das gilt insbesondere für das Wohngebiet „Schmidtshof“ (ursprüngliche Schreibweise lautete Schmidt’s Hof).

Der Bau dieser Siedlung mit 44 Einfamilienhäusern mit Einliegerwohnung war bereits beschlossen, als Grube in die Landeshauptstadt eingemeindet wurde. Potsdam verpflichtete sich, diese Planung in den Folgejahren umzusetzen – was in den Jahren 1996 und 1997 auch geschah.

Im Schmidtshof wohnt heute gut ein Drittel aller 436 Dorfbewohner.

Erste schriftliche Erwähnung strittig

Der geschichtliche Bezug von Grube ist nicht eindeutig geklärt. Wohl gibt es eine Urkunde aus dem Jahre 1267, die als frühe Erwähnung gilt. Der Ort wird hier allerdings unter dem Namen Glynecke geführt. Einige Forscher verbinden diesen Namen mit dem Potsdamer Ortsteil Groß Glienecke und nicht mit Grube.

Vor 1349 besteht der Ritterhof der von der Groebe(r)n, um 1400 wechselt der Besitz an einen Falke zu Grobe und Satzkorn bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Im Jahre 1785 wird erstmals „Neu-Grubow“ (Am Küssel) erwähnt.

Kolonistendorf Nattwerder

Nattwerder und Einhaus werden 1685 von 14 Schweizer Familien aus dem Berner Land – dem Dorf Mauerhof besiedelt, die der erste Preussenkönig Friedrich I zur Kultivierung des Golmer Luchs ins Land holte. 1692 gibt es in Nattwerder 4 Häuser mit der Bezeichnung Schweizer Bruch. Um 1745 existiert nur noch eine kleine Schweizerkolonie mit 4 Familien.

Grube mit Neu Grube besteht im Jahre 1800 aus 7 Ganzkossäten, 6 Einliegern, 4 Bauernhöfen, 4 Lehnhöfen und 18 Feuerstellen. Ab 1928 gab es einen gemeinsamen Verwaltungsbezirk, bestehend aus der Domäne Grube und Gemeinde Grube. Die Domäne existierte seit 1660.

Seit 1931 ist Grube als Landgemeinde mit Bahnhof (1993 geschlossen) registriert. 1939 wird es in den Stadtkreis Potsdam eingegliedert. Seit 1952 ist Grube wieder eine selbstständige Landgemeinde (mit Nattwerder und Schlänitzsee). Seit 1993 ist die Gemeinde erneut der Stadt Potsdam angegliedert. Der Ortsteil ist ein typisches Gassendorf mit Gutsbezirk.

Erste Siedlungsspuren

Die Anwesenheit von Jägern und Sammlern im Havelland ist seit etwa
11 000 vor Christus belegt (Späteiszeit).

  • Scherbenfunde am Rieswerder, am Schlänitzsee und am Schmachtenberg
  • Fund einer Flachaxt aus Kupfer in Nattwerder
  • Scherbenfunde aus der Bronzezeit am Fuchsberg und Rieswerder
  • Scherbenfunde aus der Eisenzeit im Bereich der Neuen Dorfstraße

Beim Bau des Rinderstalles im Norden des Ortes werden 1963 slawische Keramik und eine Kellergrube mit eingefallener, gebrannter Lehmwanne gefunden. Slawische Scherben rechts der Wublitzbrücke und auf dem Hof des Gastwirtes und dem benachbarten Friedhof, 7 kleine datierte Silbermünzen (1020-1024). Am Fuße des Fuchsberges befinden sich die Reste eines slawischen Burgwalles.

Die deutsche Besiedelung

In der Folge der Wendenfeldzüge und wechselvoller Kämpfe um das Havelland wird Albrecht der Bär aus dem mächtigen Geschlecht der Askanier schließlich 1157 Markgraf von Brandenburg. Albrecht und seine Nachfahren holen Siedler, vor allem Bauern und Handwerker aus dem Harz und Thüringen, Westfalen, dem Rheinland, aus Holland und Flandern. Zum Schutze der Siedler wirbt Albrecht Adlige mit ihrem militärischen Gefolge und verleiht ihnen Besitzrechte zur Sicherung ihrer Einkünfte.

So werden in einer in Aschersleben ausgestellten Urkunde Albrechts des Bären von 1155 die aus Orten des Harzgebietes (Wüstung Gribbene bei Schönebeck) stammenden Herren Liuderus de Grobene, Esicus de Burnenstede, Eckehardus de Burnim und dessen Neffe Heinrikus gemeinsam als Zeugen eines Rechtsaktes genannt. Die Namen dieser drei Adelsfamilien werden später wieder auf der Insel Potsdam auftauchen.

Erste urkundliche Erwähnung von Grube und ritterliche Besitzungen

Herzog Rudolf von Sachsen verkauft am 27. Februar 1323 dem Domstift auf der Burg Brandenburg für 160 Mark brandenburgischen Silbers das Eigentum an der Insel Potsdam und an den Dörfern Bornstede, Golme, Grabe, und Bornem sowie zwei Höfen in Eke (Eiche) und Elberti (?)

1349: Der Markgraf Woldemar, die Herzöge Rudolph und Otto von Sachsen und die Fürsten Albrecht und Woldemar von Anhalt verleihen an Boto und Friedrich vonTorgow einen von der Gröbenschen Hof „zu der Grube“…

1427 besitzt Andreas Falcke in dem Dorf „Zur Grube“ einen freien Hof nebst den gutsherrlichen Rechten

1527 Lehnbrief für Erik und Achim Falcke

1624 Schoßkataster: 4 Ritterhufen, 4 schoßbare Hufen im Besitz von 2 Bauern, 8 Kossäten in „Gräben“

1660 Konkurs des Caspar Joachim von Falcke

Die Pest (1637-1639)

..forderte 1637 in Grube 14 Opfer. Ganze Familien starben aus. So z.B. „Dreß Schulze der Krüger, seine Frau, drei Kinder“ oder „Reinicken mit zwei Kinder“ oder „Fritzen 2 Töchter, Tieß Fritzen Sohn, Fritzen Schwester“

Der Dreißigjährige Krieg (1618-48)

…geht auch auch an der Insel Potsdam nicht spurlos vorbei. Wiederholt leidet die Bevölkerung unter durchziehenden marodierenden Truppen. Am Ende des Krieges sind die beiden vorhandenen Bauernhöfe und 2 der 8 Kossätenstellen in Grube wüst.

Die Herkunft des Ortsnamens

Für die Entstehung des Ortsnamens werden verschiedene Varianten diskutiert. Es bleibt ungewiss, ob der Name Grube auf das polabische (slawische) grob, das mittelniederdeutsche grove , beides in der Bedeutung von Schutz- oder Grenzgraben oder Grab bzw. Grube zurückzuführen ist. Für viele Namen der Potsdamer Landschaft, wie z.B. Zernsee (Schwarzer See), Wublitz (von abfließen) und Schlänitz (von zusammenfließen) und eine Reihe von Ortsnamen gilt eine slawische Herkunft als gesichert.

Im Falle des Ortsnamens Grube dürfte aber die Übereinstimmung der urkundlichen Erwähnung dreier adliger Herren in der Zeit der deutschen Besiedlung des Havellandes mit den Ortsnamen dreier benachbarter Dörfer auf der Insel Potsdam kaum zufällig sein. So ist der Ortsname Grube vielleicht eher auf die Herren von Gröben (de Grobe in der Urkunde von 1265, auch de Grabene) zurückzuführen, die bis 1349 einen Ritterhof in Grube sowie Güter in Bornstedt, Golm und Geltow besaßen.

1323 Grabe, 1349 Zu der Gruben, 1427 Zur Grube, 1500 Grobe, 1624 Gräben, 1685 Grubow, 1720 Grubau, seit Ende des 18. Jh. meist Grube

Geschichte der Domäne Grube

Das Dorf und das Rittergut erkauft der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg am 30. August 1660 aus der Konkursmasse des Casper Joachim von Falcke für 6500 Thaler Dukaten. Der Konkurs scheint eine Folge des 30-jährigen Krieges zu sein, da bereits 1646 ein Urteil über die Schulden des Casper Joachim von Falcke bestand. Dorf und Gut werden an das Amt Potsdam übergeben, welches es mit dem Gut Bornstedt zusammen verpachtet. König Friedrich Wilhelm I. überweist im Jahre 1734 Dorf und Gut an das 1722 gegründete Große Potsdamer Militärwaisenhaus (zusammen mit Bornstedt, Pfauenwerder, Geltow, Gallin, und Pirschheide).

Im Jahre 1785 mussten die Kossäten im Dorf 4 Tage die Woche und in der Erntezeit 5 Tage auf der Domäne Grube arbeiten oder einen tüchtigen Knecht stellen (2 h Mittag) und andere Dienste leisten.

Der letzte Pächter der Domäne Grube Manfred Ries wurde 26.4.1945 von russischen Soldaten auf dem Gut erschossen und ist in Bornim auf dem Soldatenfriedhof begraben worden. Im Zuge der Bodenreform 1945-1950 wurde das Gut zerschlagen und an Neubauern verteilt.

Ansiedlung von Kolonisten in Neu – Grubow

Die Ansiedlung von 6 ausgedienten Soldaten der preußischen Armee als Hopfengärtner erfolgte in Jahre 1776-78, die Erb-Verschreibungen für ihre Höfe erhielten sie erst nach langen Bitten und im Jahre 1785 vom König. Das Land erhielten sie von der Domäne Grube.

Schule der Gemeinde Grube

Die Schule der Gemeinde Grube befand sich bis 1863 im Vierfamilienhaus der Domäne. Der Lehrer hatte nur einen großen Raum, in dem er wohnte, lehrte und auch sein Webstuhl zur Arbeit stand. Bereits 1828 sollte ein separates Schulgebäude errichtet werden . Erst 40 Jahre später 1862/63 wurde endlich ein Schulhaus errichtet, in welcher der Lehrer auch seine Wohnung hatte. Mitte der 50iger Jahre des letzten Jahrhunderts diente dann das Pächterwohnhaus für einige Jahre als Schulgebäude.

Brücke Grube – Leest

Die erste Brücke aus Holz wurde 1899 errichtet um ein bessere Anbindung für die Insel Töplitz nach Potsdam zu schaffen. Auf Grund des steigenden Verkehrs wurde 1932 eine neue Brücke aus Stahl errichte. Diese wurde kurz vor Kriegsende 1945 zerstört.

Der Ersatzbau dieser Brücke verläuft etwas nördlicher der ursprünglichen Linienführung. Ab 2020 soll die altersschwache Brücke durch einen Neubau ersetzt werden. Die Planungen dazu laufen.

Nattwerder und die Schweizer Kolonisten

  • am 18. Juni 1685 wurde 4 schweizer Kolonisten aus den Raum Bern auf dem Golmer Luch auf Nattwerder angesiedelt ( sowie 4 Familien in Golm und weitere 8 Fam. in Neu-Töplitz
  • 1865 branden alle 4 Höfen bei ein Großfeuer nieder, sie wurde aber im selben Jahr wieder aufgebaut
  • ab 1907 werden in der Nähe des Einhauses die ersten Müllspülungen auf den Feldern des Bauers Mauerhof durchgeführt
  • ab 1934 erfolgte die zweite große Müllaufspülung im Golmer Luch Kolonie Schlänitzsee
  • ab 1926 bauen Mitglieder des Anglervereins „Nedlitz“ e.V. die ersten Lauben am Schlänitzsee entlang des Sacrow-Paretzer Kanals, die Sektion Schlänitzsee ist Betstandteil des „ Arbeiter-Angler-Bund Deutschland e.V.“ welcher 1922 gegründet wurde

Kirche von Grube

1745/46 Errichtung der jetzigen Kirche, rechteckiger Saalbau aus Backstein. Eingekircht war Grube ab dem 17. Jahrhundert nach Bornim. Der Pfarrer war auch für Golm und Grube zuständig. Um 1500 gehörte Grube zum Kirchenamt von Spandau.

Eingemeindung und andere statistische Angaben

  • ab 1939-1952 Eingemeindung nach Potsdam, Potsdam wird somit Großstadt
  • ab 1993 zweite Eingemeindung nach Potsdam
  • 1840 Dorf und Vorwerk mit 18 Wohnhäusern
  • 1843 5 Ganzkosätten und 2 Halbkosätten von ca. 1890-1902 Tonabbau in Grube
  • 1933 31 Wohnhäuser
  • 1902 Inbetriebnahme der Bahnstrecke Potsdam/Wildpark nach Nauen mit dem Bahnhof Grube (bis 1995)
  • 1960 2x LPG Typ 1 mit 28 Mitgliedern, 1x GPG mit 3 Mitgliedern

Das Wappen existiert übrigens erst seit 2016 – Weitere Informationen dazu hier


Die Ortschronik gibt es hier: http://blha-bibliothek.brandenburg.de/de-de/Mediensuche/Einfache-Suche?search=grube&top=y&pagesize=20&id=3011777